Wohnsiedlung Kalchbühlstrasse, Zürich - 2. Preis

Was für eine atemberaubende Lage! Mitten in der Stadt und gleichzeitig auf dem freien Land! Der Blick reicht weit über das Becken des Zürichsees. Streuobstbäume bilden den Vordergrund, dahinter folgen die Wiesen des Schipferhofs und der Schulanlage Im Lee. Diese Sicht soll möglichst vielen Bewohnern offen stehen: nicht nur denen der angrenzenden Wohnungen, sondern auch denjenigen, die dahinter, in den Häusern der ‚zweiten Reihe’ wohnen. Da liegt es nahe, die grosse Baumasse winkelförmig aufzufächern, so dass ein grosser Hof in der Mitte frei bleibt. Auf der Strassenseite schafft die winkelförmige Disposition eine klare Fassung, wie sie gerade wegen des breiten, etwas unscharfen Strassenprofils wichtig ist.

Die Kurve in der Kalchbühlstrasse und die Kreuzung mit der Widmerstrasse rücken beide den heutigen Bau in den Blick. Diese exponierte Lage hat der Architekt 1930 zum Anlass genommen, dem Gebäude eine schwungvolle Krümmung zu geben. Der Ersatzneubau vollzieht nun am gleichen Ort die umgekehrte Geste: statt der konvexen Krümmung eine konkave. Damit wird dem Strassenraum nicht länger der Rücken gekehrt, sondern das Gesicht zugewandt.

Am Westufer des Zürichsees liegen Sonne und See auf einander abgewandten Seiten. Gelingt es, die Wohnungen nach beiden Richtungen zu orientieren, dann erhält jede Wohnung zwei Vorderseiten! Dieses Ziel bestimmt die Grundrisse, und in den meisten Wohneinheiten ist es erreicht. Um aus diesem Potential das meiste herauszuholen, wird wo immer möglich der Luxus zweier Balkone offeriert – einen zum See und einen zur Sonne.